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© Graphik: Die Lotsen
© Fotos: Siegfried Kalnbach, Jürgen Gemmrich |
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Von der "Festung Europa" zu den "Goldenen Heiligen"
oder:
Am Anfang war die Festung
Als sich 1995 mehrere an einem neuen Theaterprojekt Interessierte in der Marbacher Gaststätte Goldener Ochsen trafen, um ein solches Projekt auf den Weg zu bringen, hätte sich kaum einer träumen lassen, dass aus dem dort entstandenen Themenvorschlag "Festung Europa" einmal unsere Goldenen Heiligen werden. Vor allem der Weg von der Idee zur Realisierung war wohl für die meisten Beteiligten neu, nicht ohne Klippen und Gefahren, dafür aber auch spannend und inspirierend.
Woran lag das? Zum einen daran, dass sich Strukturen und Arbeitsformen im Vergleich zu den vorherigen Sommertheaterproduktionen geändert haben, zum anderen, weil auf der Suche nach dem Spielinhalt die Wahl nicht auf ein Theaterstück, sondern auf eine Romanvorlage fiel.
Bedingung für den Start eines neuen Projekts war gewesen, dass in einer Gruppe Interessierter ein Thema gefunden werden sollte, das möglichst nah am Puls derer sein sollte, die letztlich das ganze Projekt tragen wollten. Ob dann zu einem entsprechenden Thema eine Collage aus Texten oder Szenen verschiedener Herkunft entstehen würde, oder ob man ein passendes Theaterstück finden würde, war zu dem Zeitpunkt noch offen und beides gleichermaßen vorstellbar. So fiel in jener Ochsen-Sitzung das Stichwort Festung Europa und fand spontan die Zustimmung aller. Motivierend war dabei gleichermaßen die (kultur-)politische Dimension dieses Themas als auch die Vorstellung, dass ja ein Burg-Platz bespielt werden sollte und dass dieser Platz durchaus nicht nur zufällige Kulisse sein sollte.
Auf der Suche nach Material stießen wir dann eben auf jenen Roman Herbert Rosendorfers, der uns ein Jahr lang begleitet, inspiriert und Kopfzerbrechen gemacht hat, von dem wir uns aber auch mit zunehmender Arbeit immer weiter entfernt haben. So hat sich der thematische Schwerpunkt von der weltpolitischen Rolle, die Europa spielen will, verlagert und erweitert hin zu allgemeinen kulturpolitischen Perspektiven.
Die Entscheidung, ein Theaterstück auf der Grundlage von Motiven eines Romans zu erarbeiten, hatte natürlich gewichtige Konsequenzen. Die damit verbundene Unsicherheit aller Beteiligten - in diesem Fall der Spielwilligen und der zur Mitarbeit an Konzeption und Regie Bereiten -, die nun mit in den Erarbeitungsprozess einbezogen wurden, wurde immer wieder zu kleineren und größeren Hürden für das Unternehmen. Denn der inzwischen vollendete Text samt der szenischen Konzeption entstand nicht durch Umschreiben des Romans durch eine Person oder feste Gruppe, sondern im Wechselspiel von dramaturgischer Vorplanung, Erarbeitung von Szenenteilen über die Improvisation durch die SchauspielerInnen, anschließender Rohtextproduktion, erneuter Korrektur durch das Spielen, weiteren Planungen, weiteren Korrekturen...Nicht zu vergessen die frühe Einbindung der Bühnenbild- in die Gesamtkonzeption!
Auf solch eine neue Art Arbeit mussten sich alle erst umstellen, und es ist sicher kein Wunder, wenn dieses Jahr etwas krisengebeutelt war. Die Tatsache, dass alle Hürden immer wieder überwunden wurden, weil einige an den Erfolg geglaubt haben und weil dieser Roman, der sich für die Umsetzung doch als sperrig erwies, wahrscheinlich gerade deshalb keinen mehr losließ, beweist vielleicht am besten, dass eine solche experimentellere Herangehensweise eben auch ungeheure Reize hat und zu Ergebnissen zwingt. Ob sich unsere "Hürdensprünge" gelohnt haben, ob das, was uns an Rosendörfers Roman fasziniert hat, am Ende des Spiels für den Zuschauer sichtbar geworden ist, darüber hatte das Publikum zu befinden.
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19.-27.7.1996: Die Theaterinitiative spielt "Die goldenen Heiligen" |
Ensemble: |
Hebamme: Angelika Rundler-Flaig; Fronarbeiter: Michael Doufrain, Erwin Helmers, Rudi Maier, Silvana Santamaria, Christine Schneider, Charlotte Steimle, Julia Vobker, Heike Weber; Flüchtlinge: Henrik Bunzendahl, Luzi Gündner, Rudi Maier, Oliver Müller; Häscher: Alex Tetz, Damian Ludewig, Cevat Tipieser, Heike Weber; Rückkehrer: Alex Tetz, Michael Doufrain, Damian Ludewig, Cevat Tipieser |
Crew: |
Text: Miriam Evert, Kristine Trabant, Thorsten Volz; Dramaturgie: Eckhard Böhler, Miriam Evert, Thorsten Volz; Musik: Corinna Jacobs, Ingeborg Schneiberg, Maren Storz, Thorsten Volz; Maske: Gertrud Berger, Fatosch Ertem, Werner Lehmann, Sandra Wilhelm; Licht: Siegfried Kalnbach, Hanno Schupp; Ton: Bernd Häußermann (Die Lotsen), Timo Vogt; Bühnentechnik: Jehow Barre, Miriam Evert, Steffen Elzenbeck, Richard Gehringer, Axel Gündner, Uwe Heidler, Stefanie Hübner; Technische Leitung: Siegfried Kalnbach; Organisation: Jochen Berger (Die Lotsen), Thorsten Volz; Inspizienz: Miriam Evert, Christine Scholl; Souffleuse: Sonja Jirasek; Grafik-Design: Die Lotsen; Finanzierung: Jochen Berger (Die Lotsen), Christine Scholl; Sponsoring: Die Lotsen; Public Relations: Jochen Berger (Die Lotsen), Eric Esser, Tobias Waldmann; Best Boy: Jehow Barre |
Danke! |
Die Theaterinitiative bedankt sich für die großzügige materielle und finanzielle Unterstützung, ohne die das 3. Marbacher Sommertheater nicht möglich gewesen wäre, bei:
der Stadt Marbach a. N.
Marbacher Zeitung
Firma Maler Krause
Firma Oppenländer (Optik, Uhren, Schmuck)
Goldschmiede Schmid
Firma Akzo Nobel GmbH/Feuerbach
Bottwartal-Kellerei
planet-x
MitarbeiterInnen der Stadtverwaltung und des Bauhofs Marbach
Außerdem bedanken wir uns bei allen Bekannten, FreundInnen, Firmen und Institutionen sowie ihren MitarbeiterInnen, die das Projekt in irgendeiner Weise unterstützt haben. Es sind zu viele, um alle namentlich aufzuführen. ...
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