Marbacher Sommertheater
- die Vorgeschichte
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Phase 1:
Die Revoluzzer
ab 1979 |
Die Geschichte des Marbacher Sommertheaters ist eng verbunden mit der Geschichte des Autonomen Zentrums. Vor über 20 Jahren wagten ein paar Revoluzzer gegen den in Marbach herrschenden Schillerkult anzugehen. Es formierte sich eine Theatergruppe bestehend aus Schülerinnen und Studentinnen, die eigene Veranstaltungen zum Thema Schiller-Verehrung durchführten. Unter dem Titel "Der missbrauchte Schiller - Sprüche und Widersprüche" machte eine Revue Furore, die den Schillerkult und die antiquierten Kulturtreibenden in Marbach gewaltig auf die Schippe nahm. Die darauffolgende Rockoper "The Rocky Horror Schiller Show" sowie die eigenwillige Dramatisierung von Schillers "Glocke" fand bei Marbachs Oberen kein Gefallen. Der Marbacher "Kulturkampf" war besiegelt, beflügelt durch eine breite öffentliche Resonanz, gefördert von den Medien. |
Im April 1981 wurde der Verein "Autonomes Zentrum Marbach e.V. - Verein für politische und kulturelle Bildung" im Amtsgerichtsregister in Marbach eingetragen. War anfänglich ein Gebäude zu finden um ein soziokuturelles Zentrum zu gründen das Ziel, verstand sich der Verein schnell als "Diskussionszusammenhang der neuen sozialen Bewegung in der Region" (Dr. Klaus Schönberger).
Der Verein vermied alle parteipolitische Anbindung und sah sich selbst als ausserparlamentarische Opposition. Die meisten Veranstaltungen waren durch politische Inhalte geprägt. Eine enge Zusammenarbeit mit der Alexander-Seitz-Geschichtswerkstatt begann. Überregional wurde die gut recherchierte Geschichte des Marbacher Kriegerdenkmals bekannt, die zu einer lang anhaltenden, oftmals unsachlichen, emotional überladener Diskussion unter den Marbachern führte. |
Phase 2:
"Autonomes Zentrum Marbach e.V."
gegründet 1981 |
Phase 3:
Der Gang auf den Burgplatz
erstmals 1989 |
Wurde bis 1988 überwiegend auf Bühnen gespielt und in geschlossenen Räumen agiert, wechselte die Truppe 1989 auf den Marbacher Burgplatz. Mit "Medusa" feierte das Marbacher Sommertheater Premiere. Als regional erste grosse Open-Air-Veranstaltung fand das Projekt breiten Zuspruch. Die Skeptiker und Gegner des Autonomen Zentrums mussten zum ersten mal eingestehen, das sie die "Chaoten" unterschätzt hatten. Plötzlich zeigten sich die Regierenden Marbachs als Förderer und Gönner der alternativen Kulturbewegung. Nur zu gerne hätte sich die Stadt selbst als Gründer und Initiator der Freiluftveranstaltungen gesehen. Da dies jedoch nicht der Wahrheit entsprach, gab es jedesmal ein langes Ringen um Fördergelder. Einzig kooperativ zeigte sich wie so oft die Stadtverwaltung. Bei den Herren Gemeinderäte musste man lang putzen um verstaubte Gehirnhälften freizulegen.
Open-Air-Kinoveranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Scala Ludwigsburg, waren die ersten in der Region und fanden regen Zulauf.
Mit dem 2. Marbacher Sommertheater "Tell nach Schiller", unter der Regie von Josef Renner, feierten die "Macher" des AZ ihren grössten Erfolg. |
Alles hat seinen Preis. Für die autonomen Köpfe wurde dies über die Jahre hinweg zur Wirklichkeit. Zwar war die "Tell nach Schiller" Produktion sehr erfolgreich, liess für den harten Kern der AZ-Truppe jedoch den politischen Anspruch vermissen. Abgelenkt durch Grundsatzdiskussionen die bis zur Erschöpfung jeden Motivierten vertrieben, vergass man die Dringlichkeit nach Kontinuität der grossen Open-Air-Veranstaltungen.
Die Führungsriege des AZ hatte sich geändert, somit auch der Ton und die Art mit der man untereinander umging. Streitigkeiten und Starrsinnigkeit führten schliesslich zum Bruch mit dem Regisseur.
Vielen war das Marbacher Sommertheater jedoch so ans Herz gewachsen, das man sich mit der herrschenden Resignation nicht abfinden wollte. Das Management und die Organisation des Theaters fiel in neue Hände. Nach langer Suche konnte man Ingeborg Schneiberg, Lehrerin und Theaterpädagogin am hiesigen Friedrich-Schiller-Gymnasium, für die Regiearbeit gewinnen. Eine harte Bewährungsprobe stand ins Haus und Neider zweifelten am Erfolg des "unerfahrenen" Teams. Da es zu einigen Auseinandersetzungen kam, entschieden sich die Veranstalter, die Theaterproduktion nicht als reines AZ-Projekt anzupreisen.
Die "Theaterinitiative im Autonomen Zentrum" war der für alle annehmbare Kompromiss und 1996 erzielte die Theaterinitiative mit dem 3. Marbacher Sommertheater "Die Golden Heiligen" das für viele nicht zu erwartende Ansehen.
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Phase 4:
Dissonanzen |
Phase 5:
Abspaltung
ab 1998 |
Flügge geworden, entschieden sich die Theatertreibenden zukünftig einen eigenen Weg zu gehen, losgelöst vom Autonomen Zentrum. Erste Besprechungen fanden im Gasthaus "Ochsen" statt und weiterhin sollten das Marbacher Sommertheater zentrales Anliegen des neuen Kulturvereins sein. Alle sahen sich als Verfechter einer liebgewordenen Tradition: jedes zweite Jahr wolle man die Theateraufführungen auf dem Burgplatz etablieren.
"Südlich vom Ochsen e.V."
Aller Anfang ist schwierig, das wussten alle Beteiligten. Unter dem Namen "Südlich vom Ochsen e.V. - Theater & Kultur" entschieden sich die Kulturmacher 1998 eine abgespeckte Version des Sommertheaters zu präsentieren. Verschiedene Veranstaltungsorte in Marbach boten der "Marbacher Sommerfrische" im Juli 1998 das gewünschte Forum. Im September 1998 fand die Gründungsversammlung des Kulturvereins statt, nachdem die Sommerproduktion ihre Bewährungsprobe bestanden hatte und seit Mai 1999 ist der Verein "Südlich vom Ochsen e.V." im Amtsgerichtsregister eingetragen.
Die letzten Produktionen, die unter der Trägerschaft und mit dem Engagement aller Mitglieder von "Südlich vom Ochsen e.V." auf dem Marbacher Burgplatz entstanden -
1999 "Medea"
2001 "Undine"
2003 "Amphitryon"
2005 "Schiller Gate 05"
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